Pro Natura wählte das Glühwürmchen zum Tier des Jahres 2019. Höchste Zeit auch für mich endlich einmal einen Versuch zu unternehmen diese kleinen Leuchtwunder zu fotografieren.
Ergänzung 30.06.2020
Das obige Bild erreichte den zweiten Platz im Fotowettbewerb 2020 der Naturfotografen Schweiz.
Verbreitung des Leuchtkäfers in der Schweiz
In der Schweiz gibt es 4 Arten von Leuchtkäfern (Glühwürmchen). Leider sind bis auf eine Population des kleinen Leuchtkäfers (Lamprohiza splendidula) auf dem Waldfriedhof von Schaffhausen keine grösseren Ansammlungen bekannt. Der Waldfriedhof ist inzwischen aber längst kein Geheimtipp mehr und zieht Jahr für Jahr mehr Leute an — zu viele für meinen Geschmack. Zum Glück verriet mir ein Spezialist für Waldinsekten einen Ort, der sich noch nicht so herumgesprochen hat.
Am aktivsten ist der kleine Leuchtkäfer in der Schweiz von Ende Juni bis Mitte Juli, jeweils knapp eine Stunde lang von 22:00 bis 23:00 Uhr. Ich besuchte das Waldstück an zwei Abenden Ende Juni, wo ich dann tatsächlich in aller Ruhe ganz viele Leuchtkäfer fotografieren konnte. Das Schauspiel war sehr beeindruckend und romantisch.
Aufnahmetechnik
Die grösste Herausforderung war im Wald in der Dunkelheit die Schärfe an den gewünschten Ort zu legen sowie genügend Schärfentiefe für die Bäume hinzubekommen und gleichzeitig das Rauschen in Schach zu halten. Zum Glück besitze ich ein äusserst lichtstarkes Objektiv von ƒ1.4, sodass ich bei Belichtungszeiten von 30 Sekunden auch noch etwas abblenden konnte ohne mit einer Empfindlichkeit höher ISO 3200 fotografieren zu müssen. Da die Glühwürmchen relativ schwach leuchten, muss mit einer relativ hohen Empfindlichkeit belichtet werden (> ISO 1600).
Fotografiert habe ich ab Stativ mit Kabelauslöser. Die Leuchtkäfer scheinen einen Abstand von etwa 2-3 Meter zum Menschen zu halten. Es empfiehlt sich also nach dem Auslösen nicht bei der Kamera stehen zu bleiben oder noch besser den Selbstauslöser zu starten oder eine Fernauslösung per mobiles Gerät (z.B. mit DslDashboard für Android).
Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall erneut die Glühwürmchen besuchen um hoffentlich noch bessere Bilder zu schiessen. Zudem möchte ich versuchen die Insekten auch noch als leuchtende (unscharfe) Punkte statt ihre Spuren aufzunehmen. Dies sollte mit kürzeren Belichtungszeiten bei höherer Empfindlichkeit und etwas weniger stark Abblenden gelingen. Das stärkere Rauschen sollte dann mittels Übereinanderlegen (Stacking, z.B. mit gimp-startrail-compositor) von mehreren Fotos in der Nachbearbeitung wieder reduziert werden können.
Weiterführende Informationen
Wer Genaueres über die Verbreitung und Häufigkeit der Leuchtkäfer in der Schweiz lesen möchte, sollte sich die Publikation Leuchtkäfer in der Schweiz, 2016 von Ingo Rieger zu Gemüte führen. Ebenfalls einen Besuch wert ist die Website gluehwuermchen.ch, wo man auch eigene Beobachtungen melden kann.
Weitere Fotos von Glühwürmchen sind in meinen Fotoarchiv zu finden.