
In meiner Jugend Ende der 80er und Anfangs 90er Jahre, verbrachte ich unzählige Stunden und Tage mit Komponieren von Musik auf dem Korg M1 Synthesizer (Beispielstücke). Danach stand er mehr oder weniger 35 Jahre lang unbenutzt im Keller. Höchste Zeit also, den Korg M1 einer Komplettrevision zu unterziehen und die LCD-Anzeige, sämtliche Schalter, Schieberegler und Elektrolytkondensatoren auszutauschen sowie alle Teile zu reinigen, insbesondere die Tastatur. Ersatzteile gibt es bei den einschlägigen Läden für elektronische Musikinstrumente zu kaufen.
Für dieses Unterfangen braucht es einen freien Arbeitsplatz, etwas (Löt-)Werkzeug, Geschick und Geduld, dann sollte es auch einem Reparatur-Anfänger (wie mich) gelingen. Statt nun alle zu ersetzenden Kondensatoren einzeln zusammenzusuchen, habe ich ein Austauschset (recapping set) gekauft, indem alle 37 Elektrolytkondensatoren des Korg M1 bereits enthalten sind, sowie auch noch zehn Keramikscheiben- und zwei Folienkondensatoren des Schaltnetzteils.


Material
Für die Revision des Korg M1, habe ich folgendes Werkzeug verwendet:
- eine Lötstation (Weller PU 81) mit Lötkolben (Weller WSP 80) und Lot (Stanniol Kristall 400, 1.0 mm)
- ein Multimeter (Benning MM 5-2) zum Messen von Spannungen, Kapazitäten, Widerständen und zur Durchgangsprüfung
- eine Entlötpumpe (Weller PS 200) zum Entfernen von grösseren Mengen Lot sowie eine Entlötlitze (goobay 2.0mm) zum Entfernen von kleinen Mengen Lot
- ein Seitenschneider (Knipex, max 1.0 mm) zum Abzwicken der Beinchen der Kondensatoren
- Alkohol und Zahnbürste(n) zum Reinigen der Platinen
- ein Filzstift und Tesaband zum Anschreiben von Steckern
- Kreuzschraubenzieher in zwei Grössen
- ein Rauchabsorber (Weller WSA350EU)
- diverse Schaumstoffstücke zum Unterlegen
- ein Sortierkasten für die Schrauben der Platinen und des Gehäuses
Erneuert habe ich im Korg M1 (alle Ersatzteile bei www.synth-parts.com gekauft):
- 34 Schalter (Taster für Korg Synthesizer)
- 49 Kondensatoren (Kondensatoren-Austauschset)
- 2 Schieberegler (1 Lautstärkeregler, 1 Werteregler)
- 1 Anzeige (OLED-Display gelb)
- 1 Batterie CR2032
Nach dem Batteriewechsel müssen die Werkdaten (Factory Preload) wieder eingespielt werden. Dazu braucht es:
- ein Midi Kabel (Roland UM-ONE) zum Übertragen der Daten
- ein Sysex Programm (MIDI-OX) zum Senden der Programmdaten.
Vorgehen
Als Vorbereitung zur Generalüberholung habe ich zuerst ein paar hilfreiche Videos geschaut:
- KORG M1 Workstation Repair, Synth Hunter Episode 18
- Korg M1 buttons repair and full recapping (auf Englisch)
- Korg M1 Repair and Renovation (auf Englisch)
- Korg M1 repair and restoration, insbesondere das Ende über das Schaltnetzteil von Arnolds RetroKeys (auf Englisch)
Als Erstes den Korg M1 vom Netz trennen. Der Synthesizer lässt sich von der Unterseite her öffnen und relativ problemlos auseinander bauen. Es empfiehlt sich die Kabelenden mit einem Tesaband zu markieren und die Steckverbindung anzuschreiben.
Alle Elemente auf den Leiterplatinen sind deutlich mit einem Buchstaben sowie einer Nummer (Reference Designator) angeschrieben, z.B. mit C (Capacitor), CN (Connection), D (Diode), J (Jumper), R (Resistor) und SW (Switch). Auch die Polarität ist entweder mit einem + Plus Zeichen oder mit einem Dreiecks-Symbol sowie allenfalls dem Bezeichner NP (Non-Polar) klar gekennzeichnet.
Die meisten Stecker lassen sich zwar nur in eine Richtung einstecken, es hilft aber trotzdem wenn man die Ausrichtung vor dem Ausstecken markiert. Beim Einlöten der Kondensatoren nicht vergessen auf die Polarität zu achten.
Bedienfeldplatine KLM-1262 (panel board)

Auf der Bedienfeldplatine habe ich alle 34 Taster (SW1 bis SW34), die beiden Schieberegler (Lautstärke VR1, Werte VR2) sowie die neun Elektrolytkondensatoren (siehe Tabelle) ausgetauscht. Zudem habe ich auch die ziemlich dreckige Platine mit Alkohol und einer Zahnbürste geputzt. Zum Wiedereinbau müssen die neu eingelöteten Kondensatoren flach gebogen werden, sonst steht die Platine ab (und die Taster funktionieren dann nicht richtig).
Platine | Verbindung | Kapazität μF | Spannung V | Polarität | Neu V |
---|---|---|---|---|---|
KLM-1262 | C2 NP | 22 | 16 | bipolar | |
C3 NP | 22 | 16 | bipolar | ||
C5 NP | 1 | 50 | bipolar | ||
C6 NP | 1 | 50 | bipolar | ||
C13 | 100 | 16 | 35 | ||
C14 | 100 | 16 | 35 | ||
C15 | 10 | 50 | |||
C16 | 1 | 50 | |||
C17 | 1 | 50 |
Hauptplatine KLM-1266 (main board)

Auf der Hauptplatine gilt es nur 3 Elektrolytkondensatoren zu tauschen sowie eine neue Batterie einzusetzen. Auch Putzen kann nicht schaden.
Platine | Verbindung | Kapazität μF | Spannung V | Polarität | Neu V |
---|---|---|---|---|---|
KLM-1266 | C5 | 10 | 16 | 50 | |
C12 | 100 | 16 | 35 | ||
C32 | 10 | 16 | 50 |
D/A-Wandler-Platine KLM-1261 (D/A converter board)

Auf der DA-Wandler-Platine befinden sich 16 Elektrolytkondensatoren, die man austauschen kann. Die eine Hälfte ist bipolar/unipolar, die Einbaurichtung spielt also keine Rolle. Bei der anderen Hälfte ist das positive Ende jeweils mit einem + Zeichen klar angeschrieben.
Platine | Verbindung | Kapazität μF | Spannung V | Polarität | Neu V |
---|---|---|---|---|---|
KLM-1261 | C1 NP | 10 | 16 | bipolar | |
C7 NP | 10 | 16 | bipolar | ||
C9 NP | 10 | 16 | bipolar | ||
C10 NP | 10 | 16 | bipolar | ||
C16 NP | 10 | 16 | bipolar | ||
C20 NP | 10 | 16 | bipolar | ||
C22 | 10 | 16 | bipolar | ||
C25 NP | 10 | 16 | bipolar | ||
C48 | 10 | 16 | 50 | ||
C50 | 10 | 16 | 50 | ||
C53 | 10 | 16 | 50 | ||
C56 | 10 | 16 | 50 | ||
C58 | 470 | 16 | 35 | ||
C59 | 470 | 16 | 35 | ||
C66 | 470 | 16 | 35 | ||
C67 | 470 | 16 | 35 |
Schaltnetzteil KLM-1269 (power supply)

Nebst den acht Elektrolytkondensatoren, habe ich auf dem Schaltnetzteil auch noch die beiden Folien- sowie die zehn Keramik-Scheibenkondensatoren ersetzt. Daran denken, dass auch nach dem Trennen vom Netz, die Kondensatoren noch eine ganze Weile geladen sein können. Also am Besten mit dem Multimeter prüfen!
Platine | Verbindung | Kapazität μF | Spannung V | Polarität | Neu V |
---|---|---|---|---|---|
KLM-1269 | C1 | 47 | 250 | 300 | |
C6 | 47 | 250 | 300 | ||
C11 | 47 | 400 | |||
C18 | 220 | 25 | 35 | ||
C19 | 220 | 25 | 35 | ||
C20 | 220 | 25 | 35 | ||
C21 | 220 | 25 | 35 | ||
C | 2200 | 10 | 16 | ||
C23 | 2200 | 10 | 16 | ||
C24 | 1 | 50 | |||
C2 | 1 (102) | 400 | bipolar | 500/760 | |
C3 | 1 (102) | 400 | bipolar | ||
C7 | 1 (102) | 400 | bipolar | ||
C8 | 1 (102) | 400 | bipolar | ||
C4 | 2.2 (222) | bipolar | 300/440 | ||
C5 | 2.2 (222) | bipolar | |||
C9 | 2.2 (222) | bipolar | |||
C10 | 2.2 (222) | bipolar | |||
C12 | 10 (103) | bipolar | |||
C13 | 0.15 (151) | bipolar | 3000 |
Schwierigkeiten hat der Ersatz der beiden roten Folienkondensatoren C1 und C6 mit den Kapazitäten 47μF bereitet. Bei den neuen Blauen stehen die die Anschlussdrähte näher beieinander und als Folge davon passen diese nicht mehr in die gleichen Löcher (Lötstellen). Im Fall von C1 war das kein Problem, auf der Platine hatte es bereits zwei weitere, vorgebohrte Löcher.

Bei C6 hingegen, musste ich jedoch selber ein Neues bohren und den Lack mit einem Messer abkratzen um eine Lötstelle herzustellen (C6 rechts). Dummerweise ist dann auch noch ein Teil der Lötfläche (C6 links) beim gegenüberliegen Anschlussdraht ausgebrochen. Sodass ich auch dort den Lack abkratzen musste. Zum Glück gibt es genügend freie Lötfläche.
Tastatur

Insgesamt am meisten Arbeit machte das Auseinandernehmen, Reinigen und wieder Zusammenbauen der Tastatur (witzig: die Tastatur stammt von Yamaha und wurde für den DX7 entwickelt). Vorsicht: Beim Einfädeln der Tasten von Vorne, auf keinen Fall die Tasten ganz runter drücken, sonst verbiegt man die metallene Kontaktzunge beim Einschieben nach hinten. Besser ist es den Contact-Strip erst nach dem Einfädeln der Tasten wieder anzuschrauben. Sind die Metallzungen einmal verbogen, kann man diese mit zwei, leicht versetzt gehaltenen Schraubenziehern und viel Fingerspitzengefühl wieder geradebiegen.
Anzeige (LCD/OLED Display)


Der Ersatz der Anzeige war ebenfalls etwas aufwändig. Das neue Display ist viel dünner als das alte, weshalb die Anschlussbolzen aus Plastik im Gehäuse um etwas die Hälfte (mit einer Säge) gekürzt werden müssen. Etwas für Verwirrung sorgte, dass das Teil keinen separaten Anschluss für die Helligkeitsregelung besitzt (es leuchtet somit immer gleich hell).

Werkseinstellung (Factory Reset)
Nach dem Auswechseln der Batterie, gilt es auch noch die Werkdaten des Korg M1 (im SysEx Format) via Midi Kabel und einem Midi Hilfsprogramm (z.B. MIDI-OX) zurückzuspielen.
Korg M1 Beispielstücke
Wie Eingangs geschrieben, habe ich in meiner Kindheit am Korg M1 viel Zeit verbracht. Die folgenden Musik-Stücke habe ich damals ausschliesslich mit dem internen Sequencer des Korg M1 erstellt und dann auf Kassette aufgenommen. Viel später habe ich diese dann einmal am PC digitalisiert. Die Klangqualität ist leider nicht bei allen Stücken gut.